„Wir haben eine enorme Qualität“

Nach den ersten Partien der neuen Spielzeit schildert Marwin Bolz, Trainer der HSV-Frauen, im Interview seine Eindrücke über den Saisonstart seines Teams.

Marwin, ihr habt in den ersten vier Spielen sieben Punkte geholt und steht damit auf Rang vier in der 2. Bundesliga. Wie fällt dein Zwischenfazit nach dem Saisonstart aus?
Wir haben in relativ kurzer Zeit sehr viele Erfahrungen gesammelt und verschiedene Spielverläufe erlebt: Gegen Mönchengladbach haben wir nach einem guten Spiel in letzter Sekunde den Ausgleich bekommen. In Frankfurt lagen wir zunächst zurück, haben das Spiel aber gedreht und dann überzeugend gewonnen. Gegen Ingolstadt haben wir klar dominiert und uns viele Chancen herausgespielt, am Ende aber verloren. In Weinberg lagen wir mehrere Male in Führung, mussten zweimal den Ausgleich kassieren, um dann doch noch spät den Siegtreffer zu erzielen. Wir sind sehr froh, diese Erfahrungen bereits gemacht zu haben – sie werden uns dabei helfen, konstanter zu werden.

Das vergangene Spiel in Weinberg hast du bereits angesprochen. Welche Tugenden haben am Ende zum Sieg geführt?
Wir wollen in jedem Spiel spielerische Lösungen finden, mussten in dieser Partie aber andere Elemente einbringen: Der Rasen war schwierig zu bespielen, dazu sind wir auf einen erfahrenen und sehr robust agierenden Gegner getroffen. Das war am Ende ein Erfolg der Kategorie Arbeitssieg, den wir zuvor nicht so oft verbucht haben – insofern war auch dies ein weiterer Schritt in unserer Entwicklung.

Ihr seid als Aufsteiger in die Saison gestartet. Wie nimmst du das Niveau in der 2. Bundesliga generell wahr?
Die Gegner in der 2. Bundesliga haben natürlich eine andere Qualität als in der Regionalliga. Dementsprechend braucht es umso mehr Energie, die Partien für uns zu entscheiden. Gleichzeitig müssen wir auch mit den Chancen, die wir uns erarbeiten, effektiver umgehen. Auch in diesem Aspekt war das Weinberg-Spiel ein Fortschritt: Wir hatten weniger Gelegenheiten als in den Partien zuvor, haben daraus aber drei Tore erzielt und letztlich die drei Punkte geholt.

Auch im DFB-Pokal läuft es gut: Nach dem 4:1-Erfolg beim ATS Buntentor zum Auftakt gab es zuletzt das 7:1 beim FC St. Pauli vor der Rekordkulisse von knapp 20.000 Fans. Was sind deine Gedanken zu diesen beiden Partien?
In der ersten Runde bei Buntentor lagen wir gegen einen klassentieferen Gegner zurück und haben dennoch gewonnen – das war ein wichtiger Charaktertest, den wir bestanden haben. Dass wir dann vor solch einer Kulisse im Millerntorstadion unser dominantes Spiel durchgezogen haben, spricht ebenfalls für uns. Ich ziehe den Hut vor meinem Team, dass wir auch dieses Spiel gemeistert haben.

Im Achtelfinale des DFB-Pokals folgt im November das Heimspiel gegen den Bundesligisten Bayer Leverkusen. Wie schätzt du diesen Gegner ein?
Leverkusen ist ein Spitzenteam der Bundesliga, das individuell sehr gut besetzt ist. Ich erwarte einen Top-Gegner, der guten Offensivfußball zeigt. Es wird sehr interessant sein, zu sehen, inwiefern wir uns mit solchen Teams messen können.

Auch in den kommenden Partien gibt es Begegnungen mit starken Gegnern: An diesem Sonnabend (23. September, 11 Uhr) testet ihr gegen den Bundesligisten Werder Bremen, bevor eine Woche später das Zweitliga-Spiel gegen den Erstliga-Absteiger SV Meppen ansteht. Wie blickst du auf diese Spiele voraus?
Die Partie gegen Bremen bietet eine sehr gute Möglichkeit, gegen einen starken Gegner einige Dinge auszuprobieren und vielen Spielerinnen Einsatzzeiten auf einem hohen Niveau zu geben. Wir müssen viel Qualität auf den Platz bringen, um dort zu bestehen. Meppen ist ebenfalls ein Top-Team mit großen Ambitionen. Sie haben zuletzt gegen Ingolstadt mit 0:2 verloren – gegen ein ambitioniertes Team zu spielen, das zuletzt nicht punkten konnte und nun sicherlich eine Reaktion zeigen will, macht die Aufgabe nicht leichter. Wir werden gut dagegenhalten müssen, um ihren Offensivfußball zu verteidigen, wollen gleichzeitig aber auch unsere Momente in das Spiel einbringen.

Mit den ersten Erkenntnissen der Saison im Hinterkopf: Welche Rolle könnt ihr im weiteren Verlauf der Zweitliga-Saison spielen?
Wir haben auch in der Breite des Kaders eine enorme Qualität im Team, mit der wir zu jeder Zeit unser Spiel anpassen können. Von dieser Vielseitigkeit profitieren wir enorm. Die Qualität in unserem Spiel und unsere Spielanlage stellen mich sehr zufrieden – ich blicke daher sehr zuversichtlich auf die weitere Saison und bin davon überzeugt, dass wir weiterhin eine gute Rolle spielen können.