Larissa, ihr steht mit 26 Punkten aus 13 Spielen auf Platz eins der 2. Frauen-Bundesliga. Wie fällt dein Zwischenfazit nach der Hinrunde aus?
Nach dem Aufstieg im vergangenen Sommer gab es viele Eindrücke, die wir verarbeiten mussten, zumal wir danach nur eine relativ kurze Pause hatten und es schnell wieder losging mit der Sommervorbereitung. Im ersten Spiel gegen Gladbach lief es direkt ziemlich gut und wir lagen früh mit 2:0 in Führung, haben kurz vor Schluss aber noch das 2:2 bekommen. Danach mussten wir uns wieder aufraffen, haben das aber geschafft und eine Woche später in Frankfurt den ersten Sieg geholt. In der Folge haben wir zunehmend unseren Rhythmus gefunden und auch mentale Tiefschläge weggesteckt wie etwa beim Spiel gegen Meppen, als wir nach 0:3-Rückstand noch 4:3 gewonnen haben.
Welche Unterschiede siehst du zwischen der Regionalliga und der 2. Bundesliga? Was war für dich die größte Umstellung?
Die Teams in der 2. Bundesliga haben vor allem eine höhere Physis. Dazu war es für uns ein Lerneffekt, mit Niederlagen umzugehen – in der Regionalliga hatten wir zuvor fast jedes Spiel gewonnen. Dass uns der Umgang damit recht schnell gelungen ist, zeigt nicht zuletzt das bereits erwähnte Meppen-Spiel.
Obwohl ihr im vergangenen Sommer erst aufgestiegen seid, steht ihr auch in der höheren Spielklasse nach der Hinrunde auf Platz eins. Was macht euch momentan so stark?
Unsere größte Stärke ist unser Teamspirit. Nicht nur auf, sondern auch abseits des Platzes verstehen sich alle Spielerinnen. Auch das Trainingslager in Dänemark hat dazu beigetragen, dass wir viel Zeit miteinander verbracht haben und auch privat viel miteinander unternehmen – sei es bei Geburtstagen, Umzügen oder Urlauben. Dazu haben wir eine hohe individuelle Qualität und einen großen Kader mit verschiedenen Spielerinnentypen, sodass wir auf viele Szenarien in unseren Spielen reagieren können.
Auch du persönlich spielst eine starke Saison: Mit zehn Toren stehst du aktuell an der Spitze der Torschützinnen-Liste – drei Tore vor deiner Teamkollegin Dana Marquardt. Warum läuft es momentan so gut für dich?
Ich habe schon immer viele Tore geschossen, das macht mir Spaß und ist meine Aufgabe. Ich habe mich stetig weiterentwickelt und versucht, immer noch etwas mehr zu machen und an meinen Schwächen zu arbeiten. Dazu gehört auch das Individualtraining, bei dem ich besonders an meinen Abschlüssen arbeiten kann.
Dabei spielst du meist gar nicht als Stürmerin, sondern auf der Achterposition. Wie interpretierst du diese Rolle?
Ich fühle mich dort sehr wohl, weil ich viele Möglichkeiten habe. Ich kann meine Mitspielerinnen einsetzen und habe das Tor vor mir, als Stürmerin agiert man oft mit dem Rücken zum Tor. Es macht Spaß, Bälle zu verteilen und auch mal aus der Ferne abzuziehen.
Auffällig ist deine Vorliebe für Standards: Durch Elfmeter und Freistöße hast du bereits vier Tore erzielt. Hast du eine bestimmte Routine, die du dabei verfolgst?
Tatsächlich habe ich bei Elfmetern und Freistößen den gleichen Ablauf: Fünf Schritte zurück, einen Schritt zur Seite. Wenn ich dann schieße, habe ich die innere Überzeugung, dass der Ball reingeht. Und bisher klappt das ja ganz gut.
Blicken wir zum Abschluss voraus auf die Rückrunde: Seit gut zwei Wochen seid ihr mittlerweile in der Vorbereitung. Wie erlebst du das Team momentan und was erwartet euch in den verbleibenden 13 Partien?
Wir haben im ersten Testspiel gegen Holstein Kiel bereits viel von dem umgesetzt, was unser Trainerteam erwartet, und haben noch drei Partien in der Vorbereitung vor uns. Dazu hat sich Merle Kirschstein als Neuzugang direkt super integriert – generell ist es bei uns so, dass neue Spielerinnen sehr schnell ins Team aufgenommen werden. In der Rückrunde wird es sicherlich nicht einfach, weil die anderen Teams um unsere Qualität und unseren Spielstil wissen und sich besser darauf einstellen werden. Ich bin mir aber sicher, dass wir auch dafür Lösungen finden werden.