Pauli, welche Rolle spielt Musik in deinem Leben?
Tatsächlich eine sehr große. Es gibt kaum Momente, in denen ich keine Musik höre, es muss immer was laufen. In der Kabine bin ich meistens eine der ersten und mache Musik an. Dann wissen die anderen: Pauli ist da.
Du bist also Kabinen-DJ?
Zumindest von montags bis freitags. (lacht) Meine Playlist heißt „Paulis Allerlei“ und dementsprechend ist da alles dabei – außer Schlager. Meine Musik ist aber eher entspannter, sodass Vildan (Teamkollegin Vildan Kardesler, Anm. d. Red.) am Spieltag übernimmt. Ihre Playlist ist energetischer, um uns für das Spiel zu pushen.
Auch im weiteren Verlauf eines Spieltags läuft Musik: Sei es beim Aufwärmen aus den Lautsprechern oder die Fangesänge während des Spiels. Inwiefern nimmst du das wahr?
Die Musik beim Aufwärmen pusht mich auf jeden Fall, dazu hören wir unmittelbar vor dem Spiel immer die gleichen Songs – verschiedene Remixes, um uns heiß zu machen. Die Fangesänge während des Spiels nimmt man nicht immer wahr, wenn man im Tunnel ist, aber in bestimmten Situationen geben sie auf jeden Fall extra Motivation.
Ihr werdet bei all euren Partien, ob daheim oder auswärts, von zahlreichen Fans begleitet. Hast du das auf deinen vorigen Situationen auch so erlebt?
Die Unterstützung der Fans beim HSV ist schon sehr besonders. Dass uns so viele Leute bis nach München oder Ingolstadt hinterherreisen, um uns mit ihren Fangesängen und Trommeln zu unterstützen, ist außergewöhnlich. Das gibt es in dieser Liga nicht bei vielen Vereinen.
Wie sieht der musikalische Ausklang eines Spiels aus?
Wir freuen uns natürlich immer, wenn wir gewonnen haben und gemeinsam mit den Fans feiern und singen können. Nach den Spielen bin ich dann meistens eine der letzten in der Kabine, sodass die Musik bei mir wieder gut aufgehoben ist. Beschwert hat sich auch noch nie jemand über meine Auswahl – ein paar Mitspielerinnen haben sogar mal nach der Playlist gefragt.
Weitere beliebte Rituale in Sportvereinen sind das Einstandssingen von Neuzugängen und der gemeinsame Ausflug nach Mallorca in der Sommerpause. Kannst du da beim HSV auch aus eigener Erfahrung berichten?
Als ich im Sommer 2023 neu dabei war, musste ich im Trainingslager in Dänemark auch etwas aufführen, aber nicht singen. Wir hatten ein Spiel vorbereitet und sind zumindest mit Musik eingelaufen. Aber ich singe ohnehin genug, da habe ich keine Hemmungen. Zum Beispiel kurz vor Besprechungen, wenn noch Musik läuft und die Trainer schon da sind, aber noch nicht alle bereit sind. Wenn man das Team fragen würde, würden sie wohl nicht sagen, dass ich eine begnadete Sängerin bin. Aber es hat sich noch niemand beschwert. (lacht)
Und zu Mallorca?
Wir waren tatsächlich als Team im vergangenen Sommer dort, das schweißt natürlich zusammen und schafft Erinnerungen, über die wir noch immer sprechen. Eigentlich mag ich BallermannMusik nicht so, aber wenn man dort ist, ist das auch okay und man singt mit.
Immerhin konntest du dich früh im Singen üben, nachdem du im Schulchor aktiv gewesen bist.
Das stimmt, in der Oberstufe konnte in den Chor gehen, statt Musik oder Kunst zu wählen, das hat mir Spaß gemacht. Wir sind damals zum Beispiel im Weihnachtsgottesdienst aufgetreten, ich habe da schon auch mal ein Duett gesungen. Ob sich das so gut angehört hat, weiß ich allerdings nicht. Es zieht sich auf jeden Fall durch mein Leben, dass ich gerne singe und Musik höre.
Hast du auch mal ein Instrument gespielt?
Ich habe in der Grundschule Blockflöte gespielt. Wahrscheinlich haben meine Eltern das schnell bereut, weil es eher nervig als schön anzuhören war. (lacht) Wir hatten zuhause auch ein Klavier, aber dazu hatte ich nie Lust.
Zurück zum Fußball: Angesichts deiner Rolle im zentralen Mittelfeld könnte man sagen, dass du als Taktgeberin agierst. Gehst du da mit?
Durch meine Position bin ich mittendrin auf dem Spielfeld und kann mich nie rausnehmen, ob offensiv oder defensiv. Mir gefällt das, weil ich nie denken kann: Die anderen machen das schon. Insofern passt der Begriff der Taktgeberin.
In der laufenden Saison hast du während des Ausfalls der Kapitänin Sarah Stöckmann die Kapitäninnenbinde übernommen, dabei bist du erst in deiner zweiten Saison beim HSV. Pauline Machtens und der HSV – das passt, oder?
Ich fühle mich in Hamburg und beim HSV total wohl und bin schon länger angekommen. Zum HSV zu gehen, war die beste Entscheidung, die ich treffen konnte. Die Verantwortung vom Trainer und vom Team übertragen zu bekommen, ist natürlich besonders. Am Ende bin ich aber nicht die einzige Spielerin, die Verantwortung übernimmt. Klar ist: Mit diesem Team ist viel möglich.