„DAS IST EIN ALLEINSTELLUNGSMERKMAL IN DEUTSCHLAND“

Vor dem Saisonstart in der Regionalliga äußert sich Catharina Schimpf, Koordinatorin Frauenfussball beim HSV, zur Entwicklung des Frauen- und Mädchenfussballs im Verein.

Catharina, seit dem vergangenen Jahr werden innerhalb des HSV die Kräfte intensiver gebündelt, um den Frauen- und Mädchenfußball des Vereins zu stärken. Was ist innerhalb dieses einen Jahres gewachsen?
Es ist extrem viel entstanden. Wir haben es geschafft, uns infrastrukturell enorm zu entwickeln. Durch den engen Austausch mit dem Nachwuchsleistungszentrum werden unsere Spielerinnen vor allem in den Bereichen Athletik und Physiotherapie sehr professionell betreut. Jede Spielerin hat einen individuellen Kraftplan, um an ihren Stärken und Potenzialen zu arbeiten. Dazu findet auch ein Wissenstransfer statt, etwa, wie mit einer verletzten Spielerin im Aufbautraining umgegangen wird. Davon profitieren wir enorm. Außerdem sind wir mittlerweile auch in den Bereichen Videoanalyse und Sportpsychologie gut aufgestellt. Unser Ziel ist es, die Spielerinnen ganzheitlich zu betreuen. Im Rahmen dessen gibt es beispielsweise Medienschulungen, um die Spielerinnen auch dort zu begleiten.

Auch die Unterstützung durch das Publikum ist gewachsen: Beim LOTTO-Pokal-Finale etwa feuerten 1.800 HSV-Fans das Team an, es gab sogar eine Choreo. Wie siehst du diese Entwicklung?
Der Support unserer Fans in der vergangenen Saison war unbeschreiblich, das hätte ich mir vor einem Jahr nicht vorstellen können. Wir sind extrem dankbar, was in diesem Bereich entstanden ist. Ich höre auch oft von anderen Vereinen, dass diese Entwicklung dort positiv wahrgenommen wird. Das ist sicherlich ein Alleinstellungsmerkmal in Deutschland, wie wir auf diesem Niveau unterstützt werden.

Wie fällt dein sportliches Fazit der vergangenen Saison aus?
Sportlich gesehen verlief die Spielzeit erfolgreich: Die HSV-Frauen haben die Meisterschaft in der Regionalliga Nord sowie den LOTTO-Pokal gewonnen, und nur die Krönung mit dem Zweitliga-Aufstieg knapp verpasst, die U17 ist erstmals Deutscher Meister geworden. Dass zudem unsere U23 um die Oberliga-Meisterschaft mitgespielt hat, hätten wir zu diesem Zeitpunkt unserer Entwicklung noch nicht unbedingt erwartet. Und auch bei den jüngeren Teams lief es sehr gut. Diese Erfolge bestärken uns in unserem Weg und helfen uns,  weiterhin junge und talentierte Spielerinnen von diesem zu überzeugen.

Die HSV-Frauen haben den Aufstieg in die 2. Bundesliga letztlich nicht geschafft und haben das entscheidende Aufstiegsspiel gegen Turbine Potsdam II verloren. Welche Schlüsse habt ihr daraus gezogen?
Dass wir mit unserer ersten und einzigen Niederlage den Aufstieg verspielt haben, war natürlich bitter. Unabhängig davon haben wir festgestellt, dass die Belastung für viele unserer Spielerinnen zu hoch war. Wir hatten beispielsweise sieben Mädels, die regelmäßig für ihre Nationalteams abgestellt wurden – und das neben dem Ligabetrieb sowie den Spielen im DFB-Pokal und LOTTO-Pokal. Wir haben uns daher entschlossen, mit den HSV-Frauen im LOTTO-Pokal vermehrt mit Spielerinnen aus unserer U23 anzutreten. Dazu wollen wir öfter Testspiele gegen Erst- und Zweitligisten absolvieren, um regelmäßig auf intensiverem Niveau gefordert zu werden.

Welche Rolle spielen dabei die Spielerinnen aus dem Nachwuchs?
Unsere Nachwuchsarbeit trägt zunehmend Früchte. Zu dieser Saison rücken fünf Talente aus unserer U17 zu den 1. Frauen hoch. Im Liga-Alltag haben wir dazu auch die Möglichkeit, auf Spielerinnen aus der U23 zurückzugreifen, die ebenfalls eine tolle Entwicklung nimmt. Die Verzahnung zwischen diesen Teams ist sehr eng, sodass wir jede Spielerin auch individuell optimal fordern und fördern können. Dazu sollen unsere jungen Spielerinnen auch vermehrt in  den Trainingsbetrieb der Junioren-Teams des Nachwuchsleistungszentrums eingebunden werden, um andere Reize hinsichtlich der Handlungsschnelligkeit und Athletik zu erfahren.

Wie blickst auf die neue Saison?
Auch wenn wir den Aufstieg in der vergangenen Saison nicht geschafft haben, arbeiten wir weiter auf- und abseits des Platzes daran, mittelfristig in den Bundesliga-Fußball zurückzukehren. Bei den HSV-Frauen hatten und haben wir weiterhin ein sehr junges Team, das aus den Erfahrungen des vergangenen Jahres sicherlich enorm viel gelernt hat. Durch unsere internen und externen Zugänge bin ich davon überzeugt, dass unser Kader sogar noch etwas besser aufgestellt ist als vor einem Jahr, sodass ich optimistisch auf die neue Saison blicke.

Wie sieht die weitere Entwicklung der Frauen- und Mädchenteams im HSV aus?
Wir haben uns ein solides Fundament erarbeitet, das weiter wachsen soll. Wir wollen den Schwung mitnehmen, der durch die vergangene Saison und auch die Europameisterschaft entstanden ist, damit unsere Fanbase weiter wächst und wir natürlich auch weitere Partner gewinnen können. Seien es Unternehmen, in denen unsere Spielerinnen Werkstudentenjobs oder Ausbildungen absolvieren können, Partnerschulen, Wohnmöglichkeiten für unsere Spielerinnen – wir wollen uns in vielen Bereichen weiterentwickeln. Dazu stehen wir in einem engen Austausch mit der Abteilung Fankultur, um den Dialog mit unseren Fans weiter zu intensivieren. Es steht noch einiges auf der Agenda.