TIMM: „DIE ENTWICKLUNG IST GIGANTISCH"

Eine gelungene Hinrunde geht für die HSV-Frauen zu Ende: In der Regionalliga stehen die Rothosen auf Platz Eins, im LOTTO-Pokal sind sie ebenfalls noch dabei. Auch im DFB-Pokal sorgten die Hamburgerinnen für Furore. Im Interview zieht HSV-Trainer Lewe Timm ein Zwischenfazit und blickt auf das neue Jahr voraus.

Lewe, mit dem 11:1 gegen den FC St. Pauli habt ihr euch in die Winterpause verabschiedet: Nach 34 Punkten aus zwölf Spielen steht ihr auf Platz eins der Regionalliga. Wie fällt dein Zwischenfazit der Saison aus?
Lewe Timm: Das war ein fast perfektes Halbjahr. Wir haben alle Spiele, die wir erfolgreich gestalten konnten, auch verdient gewonnen. Je länger die Saison dauert, desto mehr zeigt sich unsere Qualität. Ich bin sehr zufrieden mit der Teamleistung. Mit dem Unentschieden gegen Delmenhorst in der Liga und der Niederlage im DFB-Pokal gegen den Bundesligisten SGS Essen gab es nur zwei kleine Wehrmutstropfen. Dort haben wir gelernt, dass es bestraft wird, wenn wir unsere Tore nicht schießen.

 

Du hast die Stelle als Trainer der HSV-Frauen zusammen mit deinem Co-Trainer Marwin Bolz zu Saisonbeginn übernommen. Welche Entwicklung hat das Team seitdem genommen?
Die Entwicklung ist gigantisch. Unser Spieltempo hat sich seit Saisonbeginn extrem gesteigert. Dazu hatte ich bei jeder unserer Partien den Eindruck, dass wir fitter sind als das gegnerische Team. Das erste halbe Jahr hat aber nur angedeutet, in welche Richtung es gehen kann. Wir haben noch viel Potenzial, um noch besser zu werden.

 

Was zeichnet das Team besonders aus?
Wir haben eine unheimlich große Geschlossenheit. Eine unserer Spielerinnen hat mal gesagt, dass jede und jeder den anderen alles gönnt. Alle sind immer stolz, wenn zum Beispiel eine unserer Spielerinnen für das Nationalteam berufen wird. Wir sind eine verschworene Gemeinschaft.

 

Welche Momente aus der Hinrunde sind dir besonders in Erinnerung geblieben?
Das ging bereits los beim ersten Training, wo wir uns alle erst einmal finden mussten, bis zum Trainingslager, wo wir einen guten Grundstein für die Saison legen konnten. Ich denke besonders gerne an Spiele wie gegen den VfL Jesteburg zurück, wo wir nach einem Rückstand noch spät gewonnen haben. Die Spiele im DFB-Pokal waren natürlich auch große Höhepunkte.

 

Euer Weg im DFB-Pokal war beachtlich: Nach dem 7:0 gegen den Liga-Konkurrenten Holstein Kiel in der ersten Runde habt ihr im Elfmeterschießen den Zweitligisten FSV Gütersloh besiegt, bevor ihr im Achtelfinale nur knapp mit 0:1 gegen den Bundesligisten SGS Essen verloren habt. Wie blickst du auf diese Spiele zurück?
Das Spiel gegen Kiel war bereits ein großes Ausrufezeichen. Wir hatten nicht erwartet, dass wir so deutlich gewinnen würden – dazu haben wir diese Leistung im Liga-Spiel gegen die Kielerinnen zwei Wochen später bestätigt und 6:1 gewonnen. Gütersloh ist ein guter Zweitligist und hat uns viel abverlangt – nach dem Spiel hat sogar der gegnerische Trainer gesagt, dass wir spielerisch das bessere Team waren. Vor unseren zahlreichen anwesenden Fans in die nächste Runde einzuziehen, war ein sehr schönes Erlebnis. Gegen Essen hatten wir einige Großchancen, die wir leider nicht verwerten konnten. Am Ende zeigt sich auch in der Chancenverwertung der Unterschied zwischen einem Bundesligisten und einem Regionalligisten, da fehlte uns die Erfahrung. Diese Spiele haben uns extrem geholfen, um zu erkennen, woran wir noch arbeiten müssen.

 

Was sind deine Erwartungen für das Jahr 2022?
Wir haben spannende Aufgaben vor uns. Wir haben einige Nationalspielerinnen im Kader, die im kommenden Jahr viel auf Reisen sein werden. Das müssen wir auffangen. Dazu dürfen wir nicht nachlässig werden und müssen unsere Spiele weiter konzentriert angehen. Unser Ziel ist es natürlich, die Aufstiegsrunde zu erreichen und diese auch erfolgreich zu gestalten. Wir wollen nun in der Winterpause zur Ruhe kommen, neue Kräfte schöpfen und im nächsten Jahr unsere Entwicklung fortsetzen.

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Foto: Elten Images